Sininen kaulus/Blå krage

Zwei Dachgewerkschaften für Angestellte, eine für Arbeiter.
Der heutige Tag stand im Zeichen letzterer…

(Dieser Artikel wird laufend erweitert…)

Die SAK (Finnisch: Soumen Ammattiliittojen Keskusjärjestö; Schwedisch: Finlands Fackförbunds Centralorganisation) ist die größte Dachgewerkschaft Finnlands, mit rund einer Million Mitglieder in 17 Teilgewerkschaften.

Meine Gesprächspartnerinnen waren Anu-Tuija, eine Beraterin in der Rechtsabteilung, und Riita, eine Mitarbeiterin in der R&D Abteilung der SAK. Während sich Anu-Tuija mit Gesetzestexten herumschlägt, Gutachten abgibt und selber Teil von Arbeitsgruppen zu neuen Gesetzen ist, beschäftigt sich Riita mit den zukunftsweisenden Fragen der Gewerkschaftsbewegung.

Anu-Tuija erzählt so beispielsweise vom neuen Arbeitszeitgesetz in Finnland, welches mit den gleichen Argumenten seitens der Regierung und den selben Antworten seitens der Gewerkschaften (durch eine „Limitierung“ der 12-Stunden Flexibilisierung auf die alten Höchstarbeitszeiten in Kollektivverträgen) wie in Österreich umgesetzt wurde. Weiters erzählt sie davon, wie, nach der Reform der Arbeitszeit, das Urlaubsgesetz reformiert werden sollte. Konkret geht es da um die Kompensation des Urlaubs, wo sich, durch Rechtssprüche des Europäischen Gerichtshofes, ganz neue Probleme aufgetan haben. Ihre Hoffnungen dahingehend, angesichts einer Regierungsbeteiligung der Sozialdemokraten, sind jedoch nun etwas rosiger.

Erschütternd ist für Anu-Tujia jedoch die Tatsache, dass sie als Gewerkschaften immer seltener mitbekommen, was sich im Niedriglohnsektor abspielt. Bedingt durch die unmittelbare Nähe, von der Küste Helsinkis zur Küste Tallinns sind es 80 Kilometer, stellten die Esten historisch gesehen die größte Gruppe an entsendeten GastarbeiterInnen. Doch da sich für die Esten die wirtschaftliche Lage ihres Landes mittlerweile gebessert hat, sind es heutzutage vordergründig meist GastarbeiterInnen aus Rumänien, Bulgarien, der Türkei und Kasachstan. Bei GastarbeiterInnen aus dem letzt-genannten Land sollen sich teils mafiöse Machenschaften im Hintergrund abspielen.

Die Baubranche ist hier in eine ähnliche Richtung unterwegs wie in Österreich. Interessenvertretungen kooperieren miteinander, man ist stolz auf die Arbeitsbestimmungen. Anders sieht die Situation jedoch in der Gastronomie aus, auch hier lässt sich eine sehr gute Parallele zu Österreich ziehen. Während man sowohl in Österreich, als auch in Finnland, nicht miteinander arbeiten möchte, ja nicht einmal miteinander reden möchte, ist die Situation in Finnland sogar noch etwas verfahrener, wie man in einer Geschichte der Helsingin Sanomat nachlesen kann.

Riitas Arbeitsalltag sieht etwas anders aus, als man es eventuell aus Sicht der österreichischen Gewerkschaften kennt. Ihre Abteilung betreibt Forschung und Entwicklung, sie beschäftigt sich mit dem Projekt Mahdollisuuksien aika, auf Deutsch übersetzt etwa „die Zeit der Möglichkeiten“. Dieses Projekt wurde am letzten Gewerkschaftskongress der SAK beschlossen und soll sich bis zum nächsten Kongress mit den Themen Digitalisierung, Globalisierung sowie Nachhaltigkeit auseinandersetzen. So ist beispielsweise eine der daraus entstandenen Forderungen, der Gesetzgeber soll die Begriffe der Arbeitgeber und Arbeitnehmer präzisieren, um so Plattformen wie Uber, Foodora ect. zu berücksichtigen.

Im Zuge der Forschung ist Riita auch auf die Plattform Treamer gestoßen. Eine Plattform für Haushaltshilfen und Gelegenheitsdienste, welche von finnischen Mitbürgern entwickelt wurde und betrieben wird. So sieht sich die Plattform zum Beispiel als Arbeitgeber und geht auch von sich aus auf Gewerkschaften zu. Für Riita sind jedoch Bewegungen wie die IWGB im Vereinigten Königreich von Großbritannien besorgniserregend. Bei diesen Bewegungen handelt es sich um Gewerkschaften, welche sich selbstständig und außerhalb des bisherigen gewerkschaftlichen Orbits organisieren. Abschließend hat sie mir empfohlen eine brandneue Studie der Kalevi Sorsa-Säätiö zur Platform-Economy zu lesen. Die Studie wurde von einem sozialdemokratischen Think-Tank durchgeführt, ähnlich der Friedrich Ebert Stiftung.

Am 16.05. steht mein Besuch bei der Palvelualojen ammattiliitto – kurz PAM – an. Danach wird dieser Artikel erweitert.

Bis dahin! Hei Hei!