So geht Streik! Der Fachbereich Handel bei ver.di München hat letzten Freitag die Beschäftigten in Bayern aufgerufen, an der zentralen Demo beginnend vorm DGB-Haus bis zur Kundgebung am Marienplatz teilzunehmen. Tausende Handelsmitarbeiterinnen- und -Mitarbeiter sind dem Aufruf gefolgt. Die Stimmung war bombastisch: bei Bilderbuchfrühlingswetter sorgten eine Trommlergruppe und die einheizenden Gewerkschaftssekretäre für ausgelassenes Volksfest-Flair. Und die HandelsmitarbeiterInnen feierten sich und ihren großartigen, täglichen Einsatz – immer wieder skandierten sie „Ohne uns kein Geschäft!“ Top!
Die Organisation dahinter ist kein Zuckerschlecken: Buchung von Reisebussen für die Teilnehmer außerhalb Münchens, Bestellung von Lebensmitteln und Getränken, Aufstellen von Bühne und Technik, Ausrüstung der StreikteilnehmerInnen mit Warnwesten und Fahnen, Abrechnung der Streikunterstützung, behördliches Hin- und Her… da steckt einiges an Arbeit dahinter. Wenn ich wie mancher Bundeskanzler das persönliche Befinden vor das kollektive Ergebnis stellen würde, könnte ich darüber lamentieren was ich alles ertragen musste: Das endlose Schleppen von Kisten und Fahnen für die Demo oder das Transportieren der Wurstsemmeln für die TeilnehmerInnen… aber nein, das wars verdammt nochmal wert – geil wars! Gestreikt wurde übrigens auch noch am Samstag.
Zwei Tage zuvor war ich mit dem ver.di-Kollegen Ertunc aus dem Fachbereich Medien/Druck in Unterföhring bei der Euro-Betriebsratssitzung von Pro Sieben/Sat 1. Ich habe mich sogleich an die Brüssel-Reise mit der Sozak im Februar zurück erinnert. Im Besprechungsraum gab es nämlich wie bei zahlreichen EU-Institutionen eine Kabine, in der zwei Dolmetscherinnen das Gesagte für die Nicht-Deutschsprachigen übersetzte. Es ist schon ein merkwürdiges Gefühl, wenn man, während man spricht, ins Englische übersetzt wird 🙂 Die Sitzung selbst war sozialpartnerschaftlich geprägt. Große Konflikte zwischen MitarbeiterInnen und Arbeitgeber konnte ich nicht ausmachen, da wird im Musikantenstadl mehr gestritten. Da die österreichischen Privatsender Puls 4 und ATV auch zum Konzern gehören, haben sie zwei Betriebsräte entsandt (Foto unten). Interessantes Detail: ATV ist schon seit Anbeginn betriebsrätlich organisiert (bei jungen Medienunternehmen nicht unbedingt üblich), da der Sender früher im Mitbesitz der damaligen Gewerkschaftsbank Bawag war.