Das war eine turbulente gewerkschaftliche Woche! Begonnen hat alles mit einer Post-Streik-Betriebsratssitzung bei einem Großhandelsunternehmen in der Nähe von München. Das Gremium hat ver.di-Kollegen Thomas und mich freundlich empfangen und in fast euphorischer Stimmung wurde die hohe Streikbeteiligung am Freitag zuvor besprochen. Neben der hohen allgemeinen Partizipation war vor allem die Teilnahme der LKW-FahrerInnen auschlaggebend, da dadurch keine Ware die Lager verlassen konnte und so der Betriebsleitung die Schweißperlen auf die Stirn getrieben wurden. Ziel der Kampfmaßnahme war, Bewegung in die festgefahrenen Tarifverhandlungen zu bringen, das letzte Angebot der Arbeitgeber war eine satte Null.
Am Dienstag gings in die Bayern-Zentrale des Lebensmittelkonzerns REWE. Auch hier stand eine Betriebsratssitzung am Programm, und ich muss sagen, ob der Größe des Gremiums war ich schon baff. Über 50 MandatarInnen waren dabei, die Körperschaft umfasst sage und schreibe 13 freigestellte BetriebsrätInnen. Höhepunkt war für mich, dass ich eingeladen wurde, vor den Anwesenden kurz über gewerkschaftliche Arbeit in Österreich zu referieren. Nachdem sich die Diskussion zuvor über den Abwehrkampf zur Sonntagsöffnungszeit drehte, fand ich es passend, über die neue Karfreitagsregelung zu sprechen. Die bayrischen KollegInnen haben sich jedenfalls sichtlich über meine Ausführungen zum „persönlichen Feiertag“ amüsiert – die besten Gagschreiber sitzen halt in der Bundesregierung.
Am Mittwoch durfte ich erstmals im Fachbereich Medien bei ver.di schnuppern. Mit Kollegen Ertunc besuchte ich den Betriebsrat bei der Süddeutschen Zeitung. Das Problem in diesem Haus ist die Vielzahl an unterschiedlichen Tarifverträgen (und das einige Bereiche noch gar nicht von einem erfasst sind). Dabei habe ich übrigens von Ertunc auch erfahren, wie er zu ver.di gekommen ist. Seine Berufslaufbahn macht dabei die Veränderung der Arbeitswelt durch die Digitalisierung greifbar: er war nämlich ursprünglich Filmvorführer in einem Multiplex-Kino – ein Beruf, den es mittlerweile gar nicht mehr gibt. Ein Vergleich mit der Schalterbeamtin, die durch den Bankomaten, oder mit dem Kassier, der durch die Selbstbedienungskasse ersetzt wurde, drängt sich auf. Auch wenn viele technische Berufe geschaffen werden – nicht jede/r ist dafür geeignet.
Am Donnerstag stand unter anderem noch eine Betriebsversammlung in einer Karstadt-Filiale am Programm und besonders freue ich mich schon auf den morgigen Termin in Unterföhring: da bin ich mit dem Fachbereich Medien in der Zentrale von Pro Sieben / Sat 1. Ich werde natürlich demnächst berichten 🙂