Swedish Fika

Kommunal Workers und IF Metall. Die Woche war sehr abwechslungsreich. Ganz gleich wo ich war, an erster Stelle stehen die Mitglieder und die Mitgliedergewinnung. Organizing, organizing und wieder organizing.

Dann kommt schon the „Swedish Fika“, das gemütliche Kaffeetrinken der Schweden am Arbeitsplatz und im privaten Bereich. Es gilt als informelles Treffen bei dem nicht nur private sondern auch arbeitsrelevante Themen besprochen und diskutiert werden. Häufig haben Unternehmen ihre festen Fika-Routinen, ein Fika am Vormittag, gegen 10.00 Uhr und eines am Nachmittag gegen 15.00 Uhr.

Kommunal Direkt – Callcenter

Bei den Kommunal Workers im Callcenter – Kommunal Direkt (besteht seit November 2017) dauern diese Pausen genau sieben Minuten. Da musste ich schmunzeln als ich das hörte und dachte dabei an Alfred Kraus und seine sieben minütigen Pausen im Volkswirtschaftsunterricht. Im Callcenter sind 23 Personen beschäftigt die insgesamt neun Sprachen sprechen. Es können Mitglieder und auch Nichtmitglieder anrufen. Die Leute bekommen Auskunft in allgemeinen arbeitsrechtlichen Fragen. Bei komplexeren Themen werden die Anfragen an Fachexperten weitergeleitet. Die Aufgaben im Callcenter sind natürlich Auskünfte am Telefon zu geben und Anfragen per Mail während der Werktage innerhalb von 24 Stunden zu beantworten. Ein weiterer Schwerpunkt ist social media und Mitgliedergewinnung. Ich durfte als erster internationaler Gast das Callcenter besuchen.

Kommunal Workers

Im Büro der Kommunal Workers (Younion) wurde mir von Jeanette und Juan die Gewerkschaftsstruktur erklärt. Und was mir besonders gefiel – da steht ganz oben an erster Stelle das Gewerkschaftsmitglied und danach folgen die regionalen und überregionalen Strukturen. Wie könnte es anders sein, die Hauptaufgabe liegt in der Kommunikation mit den Mitgliedern. In persönlichen Gesprächen und wöchentlichem Newsletter. Es gibt eine Kampagne – Mitglieder werben Mitglieder – dabei erhalten alle einen Gutschein im Wert von 200 Kronen (ca. 18,50 Euro). Der Newsletter ist derzeit im Auslaufen und es wird auf eine App umgestellt.

IF Metall

Im Büro der IF Metall in Stockholm, durfte ich zwei Tage gemeinsam mit meinem Kollegen Christoph Zeiselberger verbringen. Die IF Metall hat 35 regionale Büros über ganz Schweden verteilt. Schwerpunkt ist die Bildungsarbeit. Angefangen von einem 3-tägigen Basiskurs für Mitglieder, 7 Tage Kurs zu den Themen: Organisation, Geschichte, Gesetze und Vereinbarungen, Versicherung, Politik, Gleichberechtigung und Verhandlungen.

Vertiefende Gewerkschaftsbildung: 3 Tage – zum Thema Tarifverträge, 6 Tage – Gesetze im Arbeitsleben und 4 Tage – starkes Verhandlungstraining. Der Mitgliedsbeitrag bei der IF Metall ist 1,5% vom Lohn.

Mats Svensson, internationaler Sekretär der IF Metall, nahm uns zu einer Veranstaltung in die LO mit, dies ist der Dachverband der Arbeiter mit 14 Fachgewerkschaften. Da trafen wir Balazs Bäbel aus Ungarn. Er berichtete über die sehr schwierigen Arbeitsbedingungen und der Arbeitszeitausweitung unter Orban.

Am Nachmittag trafen wir Inga, zuständig für internationale Gewerkschaftsarbeit. In dieser Abteilung arbeiten 15 MitarbeiterInnen. Wir hörten von gewerkschaftlichen Projekten in Thailand, Indien, Nepal, Pakistan, Kambodscha, Kolumbien und Serbien.

Danach lernten wir Fanny kennen. Seit 2014 in der IF Metall für die gewerkschaftliche Frauenarbeit zuständig. Die Mitglieder der IF Metall sind zu 80% männlich, die Führungsetage besteht derzeit aus 30% Frauen. Es wird stark an der Gleichberechtigung gearbeitet. Weiters ist sie zuständig für Jugendarbeit und internationale Arbeit in Südamerika.

Anders Andersson gab uns einen Einblick in die europäische Gewerkschaftsarbeit der IndustriAll European Trade Union. Ebenso bekamen wir Info`s zu den KV Verhandlungen der IF Metall. Streiks sind in Schweden eher kein Thema. Der letzte Streik in der IF Metall war in den 80ern. Die Angst vor Streiks ist auf der Arbeitgeberseite groß, da die Gewerkschaft aus finanzieller Sicht lange streiken könnten und dies in vielen großen Unternehmen, die oft just in time arbeiten, großen Schaden verursachen würde. (Gut zu wissen)

Das reguläre Pensionsantrittsalter liegt bei 67 Jahren und ist in Schweden für Männer und Frauen gleich. Es wird aber auch in Schweden bereits über eine Anhebung diskutiert. Wie sollen Menschen die eh schon lange, viel und hart gearbeitet haben das schaffen? Dieses Thema beschäftigt natürlich die Gewerkschaften sehr stark.