Der 22 July 2011… der traurigste Tag in Norwegen

Eine unserer Hauptfragen, zu der wir in unserem Praktikum eine Antwort finden sollten war: Was macht deine Gastgebergewerkschaft gegen Rechtsextremismus oder gegen rechte Parteien?

Die Antwort ist hier recht kurz und einfach, siehe unten – aber dafür gab es ein umso intensiveres Gespräch welche Folgen Nationalismus und Rechtsextremismus haben kann!

Denn traditionell mischen hier die Gewerkschaften sich nicht in das Tagesgeschäft der Parteien ein. Nur wenn es zu Themen kommt, die die Arbeitnehmerinnen besonders treffen, wird die Gewerkschaft aktiv! Deshalb sitzen auch Angestellte der Gewerkschaft in den Parteien, die arbeitnehmerfreundliche Politik betreiben. Das trifft hier sehr stark auf die Arbeiterpartei zu. Auch der Vorsitzende von Fellesforbundet, Jorn Eggum, sitzt im Vorstand dieser Partei und nimmt direkt Einfluss.

Aber auch viele Mitarbeiter sind in Vorfeldorganisationen eingebunden und machen direkt Politik in der Partei.

Aber auch in der Konservativen Partei „Hoyre“ in Norwegen gibt es einige Gewerkschafter.

Interessant sind auch Befragungen in der Gewerkschaft bei ihren Mitgliedern, wonach ca 50% der Mitglieder sich zur Arbeiterpartei zuordnen. Auf die anderen Parteien entfallen max 15%. In der Realität hat die Arbeiterpartei aber nur ca ein Drittel der Sitze im Parlament.

Es ist hier auch kein Geheimnis, dass die Gewerkschaft Parteien unterstützt welche sich für Arbeitnehmerrechte einsetzten. Diese erhalten vor Wahlen Geld von der Gewerkschaft. Momentan die Arbeiterpartei, Sozialisten und die Grünen. Kein Geld bekommen Kommunisten, christdemokratische Parteien und rechte Parteien.

Die rechte Partei „Fremskrittspartiet“ war in Norwegen war seit 2013 in der Politik. Doch diese verloren immer mehr Zustimmung, da sie den reichen Steuergeschenke gaben und die Mittleren und niedrigen Einkommen diese Geschenke zahlen mussten. Auch wurden Gewerkschaften in dieser Zeit attackiert und das kostete ebenfalls den Rechten einiges an Stimmen in der Wahl 2017, wo diese dann nicht mehr der Regierung angehörten.

Vegard und Sascha nach dem spannenden Gespräch

Aber sehr spannend wurde das Gespräch als Kollege Vegard mir erzählte, dass er einer der überlebenden vom 22 Juli 2011 in Utöya war. An diesem Tag verübte ein rechtsextremer Attentäter 2 Bombenanschläge in Oslo und fuhr dann auf die Insel, nahe Oslo, auf dem gerade ein Camp der sozialistischen Jugend mit 560 TeilnehmerInnen stattfand. An diesem Tag starben 69 von ihnen, als der Attentäter wahllos auf der Insel um sich schoss. 77 starben insgesamt, mit den Bombenanschlägen in Oslo.

Vegard verschanzte sich mit einigen in einem Haus, Und obwohl der Attentäter durch die verschlossene Tür schoss, traf er zumindest dort niemanden. Der Attentäter war mehr als eine Stunde auf der Insel, bis ihn Einsatzkräfte stoppen konnten.

Im Rückblick fand er es gut, dass dieses Ereignis nicht politisch ausgeschlachtet wurde. Aber andererseits findet er es schade, dass keine parallelen zu Leuten in den rechtsextremen Parteien gezogen wurden. Denn dort sitzen heute noch Menschen mit ähnlichem Gedankengut. Und wäre der Täter ein Muslim gewesen, dann hätten die rechten Parteien einen Feldzug gegen Muslime gestartet, der nicht zu erahnen gewesen wäre.

Aber auch die Aufarbeitung und die Unterstützung der gesamten Gewerkschaftsfamilie half vielen Überlebenden.

Auf die Frage ob Vegard die Verfilmung des Ereignisses sich schon angesehen hat meinte er scherzhaft „ich war ja eh dabei…“ Aber dass er von einer Kommerzialisierung eines solchen Ereignisses Abstand hält. „Wenn der Film zeigt, zu welchen Taten solche Menschen fähig sind und damit einige Menschen aufrüttelt, ist es ok“ sagte er.

Vegard und viele andere Jugendliche sind auch der Meinung, dass sie ihre Geschichte erzählen müssen, damit andere erfahren, was Menschen mit so einem Gedankengut in nur kurzer Zeit anrichten können. Ich denke es wäre eine gute Sache, wenn wir in Österreich einen Kollegen / eine Kollegin für ein Gespräch einladen würden.