Ein kleines Stück Österreich hier in Norwegen!

Das konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen und bat um einen Termin in der österreichischen Botschaft in Oslo.

Wilhmel M. Donko, der entsandte Botschafter, nahm sich einen Vormittag Zeit um mich zu empfangen.

Da ich noch nie zuvor mit Botschaftern und deren Arbeit zu tun hatte, war dies ein weiterer spannender Termin.

Wie in jeder Stadt befinden sich auch die Botschaft in Oslo im Botschafterviertel, wo sich die meisten der Vertretungen der Länder befinden.

Die Kolleginnen empfingen mich im Vorraum und begleiteten mich durch das mit Holz vertäfelte Haus in den ersten Stock, wo mich der Botschafter bereits erwartete.

Bei gutem Kaffee und einem noch besseren Stück Torte begann unser Gespräch.

Botschafter Donko war bereits in Moskau, Ankara, Seoul und Manila. Deshalb war das Gespräch auch sehr aufschlussreich, wie es in den unterschiedlichen Kontinenten wirtschaftlich und politisch zugeht.

In welche Bereiche gliedert sich die Botschaft?

Politik: Hier gibt es relativ wenig zu tun, denn die Beziehungen zwischen Österreich und Norwegen sind sehr gut.

Wirtschaft: Auch hier muss der Botschafter sehr wenig vermitteln. Auch wenn die Betriebe aus Österreich immer mehr in Norwegen tätig sind, hat die Mitgliedschaft Norwegens im EWR (Wirtschaftsraum) hier einiges erleichtert. Aber dennoch vermittelt die Botschaft in vielen Bereichen. Auch hat er mitbekommen, dass die Gewerkschaften in Norwegen immer kritischer dem EWR entgegenstehen. Denn diese befürchten Lohn und Sozialdumping aus dem Baltikum. Aber laut dem Botschafter wäre es fatal, wenn Norwegen diesen Schritt machen würde. Ein EU Beitritt ist aus seiner Sicht auch in weite ferne gerückt, da ca 70% der NorwegerInnen einen Beitritt ablehnen. Wie auch die Jahre 1972 und 1994 gezeigt haben, wo sich die Mehrheit gegen einem EU Beitritt ausgesprochen haben.

Konsulat: Hier übernimmt die Botschaft die Funktion einer Behörde für die ca 3300 ÖsterreicherInnen in Norwegen. Alle Amtswege, vom Reisepass, Not-Pass, Geburtsurkunde etc… können über die Botschaft abgewickelt werden. Aber auch wenn ein Österreicher eine Straftat begeht und im Gefängnis sitzt, vermittelt hier die Botschaft. Leider kommt es auch trotz Warnung der Botschaft oft zu tödlichen Freizeitunfällen in den Gletschern wie letztes Jahr. Hier wickelt auch die Botschaft alle Formalitäten ab.

Kultur: Auch um Österreichische Kultur in Norwegen bekannt zu machen oder zu unterstützen, hat die Botschaft ein Budget. 150 Jahre Staatsoper, wird zb hier in einem gemieteten Saal in der Oslo Oper, live übertragen. Aber auch Buchvorlesungen oder andere Künstlerische Aktivitäten werden von der Botschaft unterstützt. Eines der nächst größeren Projekte wird eine Ausstellung von Ludwig Wittgenstein, einem der bedeutendsten Philosophen des 20. Jahrhundert.

Zahlen Daten Fakten:

Das Investitionsvolumen von österreichischen Firmen stieg von 2016 / ca 600 Millionen bis zum Jahr 2018 auf ca 900 Millionen. Importprodukte sehr breit gefächert. Export aus Norwegen, Aluminium und Lachs. Vor allem Firmen wie die OMV investieren hier in Norwegen. Diese haben aber in Norwegen eine Steuerbelastung von 78%! Aber sie verdienen noch immer viel Geld im Norden laut Botschafter. Und auch die Investition in solch einem Land kann man langfristig planen! Auch der niedrige Strompreis, da Norwegen seine Energie vor allem aus eigener Wasserkraft schöpft, macht die Unternehmen trotz hoher Löhne und Sozialabgaben lukrativ.

Botschafter wechseln alle 4 Jahre das Land und haben dazwischen auch einige Jahre im Heimatland im Ministerium zu leisten. Sie sind ganz normale Beamte im Beamtenrecht in Österreich. Die Zielländer können selbst gewählt werden und werden dann nach Verfügbarkeit vergeben und müssen vom Ministerrat abgesegnet werden. Der Bundespräsident hat das letzte Wort und entsendet die Botschafter dann offiziell, da diese Österreich im Ausland repräsentieren.

Funfact zu Norwegen -> Ich konnte endlich in Erfahrung bringen, warum es so wenig Auswahl an Produkten in norwegischen Supermärkten gibt! Max zwei Milchsorten, nur eine Sorte Schlagobers, nur eine Sorte Reis und so weiter… Es gibt also fast nur Eigenmarken aus Norwegen oder sehr wenig Fremdmarken.

Grund: Es wird in Norwegen der Import für zb Käse versteigert. Der mit dem höchsten Zuschlag, darf im Jahr zb 300 Mio€ Käse importieren. Aber nur jener, der das Biet verfahren gewonnen hat! Und dann wird der Käse inkl Importkosten und inklusive der Kosten für die Versteigerung an den Endkunden weitergegeben.

Das ist auch der Grund warum Lidl hier nicht Fuß fassen konnte. Denn dieser wollte mit Eigenmarken antreten. Nur ist das auf lange Sicht teuer und Norweger kaufen lieber eigene Produkte, wenn diese Verfügbar sind.

Führt aber auch dazu, dass viele Menschen nach Schweden mit dem Auto fahren und an der Grenze zu Schweden riesige Shoppingtempel entstanden sind.