Mitgliederwerbung und Lohnverhandlungen bei Fellesforbundet

Generell ist die Organisation etwas gemeinschaftlicher aufgestellt – Es gibt auch Zentralen in den Regionen und keine „kleinen Regionalbüros“ Hier schafft Sprache auch ein Miteinander und schafft etwas die hierarchischen Strukturen ab.

Ein Problem, welches auch wir kennen. Wenn Mitglieder ihren Arbeitsplatz wechseln, gehen sie der Gewerkschaft verloren, auch in Norwegen gibt es leider kein Allerheilsmittel. Außer einem Anruf, wenn die Kontaktdaten stimmen oder das Mitglied meldet sich selber.

Der Mitgliedsbeitrag ist auch etwas höher, er liegt zwischen 1,5 und 2,1% vom Bruttolohn. Davon gehen 1,18% an die Gewerkschaft und 0,32% erhält die Gewerkschaft vor Ort. (lokale Gewerkschaft)

Das wäre also der doppelte Beitrag, den man in Österreich zahlt. Aber generell ist das Lohnniveau sehr hoch und vor allem der Unterschied in den Branchen ist geringer. Also eine Metallarbeiterin bekommt nur etwas mehr als zb eine Frisören.  Zusätzlich gibt es wie bei uns – Gewerkschaftskurse, Versicherungen und andere Benefits.

Außerdem zahlen immer weniger Firmen ihren Betriebsräten das Gehalt während ihrer Gewerkschaftsarbeit. Das heißt, die Gewerkschaft muss von ca 80% der Funktionärinnen die Gehälter während Konferenzen und Kursen refundieren!

Kollektivverträge werden national verhandelt. Aber diese sind nur gültig, wenn die Gewerkschaft diese in einem Betrieb ausmacht. Das heißt, wenn min 50% der Belegschaft Mitglied der Gewerkschaft ist, kommt die Gewerkschaft und verhandelt in diesem Betrieb den Kollektivvertrag nach. Dann gilt er für alle Beschäftigten! Ansonsten gilt nur der Hauptkollektivvertrag.

Generell wird Mitgliederwerbung bei Fellesforbundet von Face to Face organisiert! Und es funktioniert. „Weg vom Schreibtisch – hin zu den Menschen. Denn ständige Präsenz schafft Glaubwürdigkeit bei den Mitgliedern und das ist das wichtigste“ meinte Kjetil.

Abschließen meinte er „70% zu hören und Sprechdurchfall vermeiden. Denn wir wollen die Probleme von den Menschen hören. Sei es, dass der Kaffee aus dem Automaten nicht schmeckt oder zu geringer Lohn. Nur wenn wir zuhören, können wir für unsere Mitglieder das Beste herausholen.“

Kjetil Larsen – Organisation

Lohnverhandlungen

Bei den Lohnverhandlungen gilt in Österreich nach wie vor die Benya Formel! (Inflation + Produktivität) Das ist hier etwas anders:

Die 3 Prinzipen bei der Lohnverhandlung in Norwegen:

  • Wirtschaftliche Lage des Landes
  • Aktuelle Produktivität der Mitarbeiter
  • Wirtschaftliche Lage der Unternehmen in den nächsten Jahren

Kollektivvertragsverhandlungen sind generell etwas komplexer als bei uns – aber demokratischer.

Der Kollektivvertrag gilt nur in Betrieben, in denen er auch verhandelt wurde. Dies macht die Gewerkschaft aber nur bei einem Organisationsgrad von 50% oder mehr!

Die Gewerkschaft verhandelt dann zb 10-20 Cent mehr auf den Stundenlohn und die Regionen und Betriebe können dann auf diesen Betrag drauf verhandeln – zb 1€ pro Stunde mehr.

Das vereint mehr Menschen in den Verhandlungsprozess und nimmt Rücksicht auf Regionale Unterschiede.

Hier sieht man wieder einen deutlichen Unterschied, wie sich in Gewerkschaften auf aller Welt Lohnverhandlungen entwickelt haben. Die Richtung ist aber immer die Gleiche – nämlich ein fairer Anteil am erwirtschafteten Geld eines Unternehmens.

Danke Kjetil für das Gespräch!