Eine schöne Zeit geht zu Ende!

War bei ver.di in Berlin-Brandenburg, davon je 2 Wochen im Fachbereich Handel und Gesundheit. Habe sehr viele tolle Kolleg*innen kennen gelernt. Ich konnte in sehr viele Bereiche reinschnuppern und viele neue Aspekte für die Arbeit in der Gewerkschaft mitnehmen. Vielen Dank an alle die mich in den 4 Wochen aufgenommen haben.

Streik bei EDEKA

Hatte das Vergnügen bei einem Streik zweier Lager von EDEKA dabei zu sein, war eine tolle Stimmung. Die Kolleg*innen waren sehr motiviert, für ihre Forderungen gemeinsam mit der Gewerkschaft ver.di zu kämpfen. Glück Auf!

Noch einmal schlafen..

Und meine zeit in Kroatien ist schon zu ende.

Woche 3 war ziemlich ruhig hier, bis auf die eine Nachricht die für Freude in den Gewerkschaften gesorgt hat. Nötig für ein Referendum waren 370 000 Unterschriften , und wir haben über 700 000 gesammelt. Somit ist abgesichert das die Regierung eine Volksabstimmung einleiten muss. Die Arbeit ist aber damit nicht zu ende, jetzt kommt es darauf an, Wähler zu mobilisieren um dafür zu sorgen dass Pension Antrittsalter wieder auf 65 gesenkt wird. Meine Freunde in Zagreb sind aber schon jetzt davon überzeugt .

Diese Woche waren Sitzungen und Firmen besuche an der Tagesordnung.

Zuerst waren wir bei der Fa. INA ( diese fördert und verarbeitet Erdöl und Erdgas )

Am nächsten Tag dann bei der Fa.Pliva (Pharmaindustrie)

Dort habe ich bei Sitzungen teilnehmen dürfen, wo es um gewerkschaftliche fragen sowie um bald beginnende KV Verhandlungen ging.(Im Gegensatz zu Österreich werden diese ausschließlich auf Betriebsebene verhandelt)

Insgesamt waren es 4 seht interessante und lehrreiche Wochen für mich, trotzdem freue ich mich wenn ich wieder zu hause bin.

Die Reise in den hohen Norden!

Nun bin ich seit einiger Zeit in Oslo stationiert. Doch die Industrie ist wie in vielen Ländern aus der Stadt gewandert. Deshalb war es unvermeidlich auch andere Regionen Norwegens zu besuchen.

Aber auch die Kultur und Sprache ändert sich natürlich in einem Land, dass 1800km lang ist.

Deshalb begab ich mich nach einer recht aufwendigen Organisation nach Bodo und Mo i Rana, nahe der Lofoten in Norwegen. Diese Region liegt über dem Polarkreis und hat einige Tücken zu bieten.

Mein Betreuer unterstützte mich dabei sehr tatkräftig, sowie Kollege Claus Moxnes Jervell, der für die Fischfang Branche zuständig ist und mich auf der Reise begleitete.

Um schnell in Norwegen voran zu kommen ist das Flugzeug die beste Methode. Norwegen hat ein dichtes Netz an sehr kleinen Regionalen Flughäfen. Dazwischen wird mit dem Zug gereist.

Deshalb war mein erster Stop in Bodo um mit der regionalen Gewerkschaft zu sprechen und auch die Natur des hohen Norden zu bestaunen. Das Naturspektakel „Saltstraumen“, dem stärksten Gezeitenstrom der Welt, musste ich vor Ort besichtigen.

Am nächsten Tag ging es mit einem der regionalen Flieger Richtung Mo i Rana, eine derzeit schnell wachsende Kleinstadt am Ende eines Fjords. Der Flug dauert ca 30 Minuten, bei freier Sitzplatzwahl. Der Flughafen liegt in einem Tal und deshalb geht er Flieger in einen kurzen Sturzflug bevor er sich auf der Landebahn stark einbremst…. Nicht für jedermann geeignet

Dort fand eine Tagung der Sekretäre aus dem Norden von Fellesforbundet statt.

Themen waren: Information / Social Media, Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz und ihre Folgen und Leiharbeit und eine aktuelle Kampagne von Fellesforbudnet dazu.

Zuvor wurden wir vom Bürgermeister der Stadt empfangen. Er hat viele Pläne für die Kleinstadt! Ein neuer Flughafen wird gerade ausgeschrieben und der Hafen soll vergrößert werden. Die Arbeitplätze werden durch einen Industriepark gesichert, der viele Branchen abbildet um auch bei Konjunkturproblemen in einzelnen Branchen eine große Arbeitslosigkeit verhindern soll! Sehr stark wie hier gearbeitet und geplant wird!

Denn zuvor war nur ein staatlich geführtes Stahlwerk in dem Ort. Doch das war nicht mehr rentabel und deshalb wurde nach und nach mit ausländischen Investoren der Industriepark aufgebaut. Die Firmen kooperieren auch sehr stark untereinander. Denn zb Abfälle bei der Produktion, werden an die Nachbarfirma günstig weiterverkauft, mit der diese wieder produzieren kann. Genau so wie dir Nutzung der Abwärme für Energie und so weiter.

Den Abend ließen die Kollegen in gewohnter Tradition bei einem gemeinsamen Essen und guten Gesprächen ausklingen.

Das besondere im Norden ist aber die Mitternachtssonne, die ab Mai alle Menschen wach hält. Das ist aber nur ein paar Tage lustig… denn dem Körper gefällt das leider nicht. Denn man wird fast nicht mehr müde. Im Winter ist dann das Gegenteil – dann scheint die Sonne gar nicht mehr, nur der Himmel wird ein paar Stunden etwas hell. Aber die Menschen haben sich daran gewöhnt und organisieren sich auch dem Wetter entsprechend.

Ein besonders spannender Einblick war auch die Arbeit von Lars Froysa bei Celsa. Er nahm sich einen halben Tag Zeit, um mir die Arbeit von „Betriebsräten“ in Norwegen zu erklären. Wir liefen die ganze Zeit von Abteilung zu Abteilung und sprachen mit den Arbeitern über ihren Job und welche Wünsche sie an die Gewerkschaft / Betriebsrat haben.

Traditionell herrscht hier eine sehr gut gepflegte Sozialpartnerschaft. Aber natürlich gibt es bei den jährlichen Lohnverhandlungen auch hier das Tauziehen um bessere Löhne. Denn auch hier wird niemandem etwas geschenkt.

Bevor es aber zu einem der seltenen Streiks kommt, gibt es hier die die Möglichkeit auf „Go Slow“

Dann wird nur noch 45% der Zeit gearbeitet, bei 45% der Bezahlung. Dies soll die Unternehmer zu einem schnellen Abschluss zwingen.

Eine Besonderheit fand ich ach heute heraus. Es gibt in Norwegen keine Überzahlung im Kollektivvertrag! jeder bekommt das, das im KV steht. Das ist fair und stärkt die Solidarität und den gemeinsamen Kampf um die KV Löhne, denn jeder profitiert davon! Es gibt nur Unterschiedliche Bezahlung je nach Ausbildung und Alter.

Man kann sich einiges mitnehmen wie die Kollegen hier arbeiten. Die Betriebsräte haben hier mehr Kompetenz und Verantwortung. Die Gewerkschaft hilft hier und da aus, aber versucht die Betriebsräte selbstständig arbeiten zu lassen. Es gibt von der Gewerkschaft das „Werkzeug“ um ordentlich arbeiten zu können und somit das beste für die Kolleginnen vor Ort herauszuholen. – Das wäre bei uns auch ab und zu nicht so schlecht!

Der schönste Satz war aber von Lars, als ich ihn fragte wie man mit so hohen Löhnen in Norwegen wettbewerbsfähig bleiben kann.

Wir haben sehr viele gut ausgebildete Facharbeiter die die Fabrik am laufen halten! Deshalb brauchen wir keine teuren Manager! Das macht uns so wettbewerbsfähig.

Zurück ging es mit dem Zug über die Berge Richtung Flughafen – von 0 m Seehöhe bis ca 700 m und Temperaturen von 0 bis 15 Grad. Sonne, Nebel, Schnee, Wiesen, Berge, Flüsse, Seen, Fjorde bis raus zum Meer und das in nur 3 Stunden. Das macht dieses Land so einzigartig.

Der 17.5 und Rüss – Tradition und die Liebe zum eigenen Land!

Schon am ersten Tag wunderte ich mich warum so viele Menschen in roten Ganzkörperanzügen durch die Stadt liefen. Selbst in der Früh im Bus begegnete ich diesen komisch gekleideten Jugendlichen.

Das ist Rüss! Erklärten mir die Jugendlichen auf meine Nachfrage.

Und jede Erklärung startete mit dem Satz „Es ist eine idiotische Tradition“

Vier Wochen vor dem Nationalfeiertag in Norwegen kleiden sich alle High School Abgänger in diesem Gewand. In dieser Zeit gilt es peinliche Dinge zu tun, die man schon ein Jahr im voraus plant. Auch die Anzüge werden aufwendig präpariert und mit Kinderfotos etc geschmückt. Umso peinlicher, um so besser! Aber es heißt auch „Party all Day“

Also jeden Tag ausgehen und trinken….

Das absurde ist, dass nach dem Nationalfeiertag am 17.5 die Prüfungen starten und die Jugendlichen eigentlich lernen sollten. Natürlich wird dazwischen auch gelernt, aber die Rüss Tradition verpflichtet!

Auf dem folgenden Bild sieht man eine Aufgabe, vom Parlament bis zu Königsschloss, auf allen vieren zu krabbeln…. 2km… Und das ist eine der angenehmsten Aufgaben erklärten mir die Mädls….

Für Außenstehende aber sehr lustig!

Rüss endet spätestens am Nationalfeiertag, dem 17 Mai

Hier feiert Norwegen die Unabhängigkeit von Schweden und Dänemark. Am 17.5.1814 wurde dann eben die Verfassung unterschrieben. Und dieser Tag wird richtig groß gefeiert in Norwegen! Seit über 200 Jahren…

Ich kannte nur unseren Nationalfeiertag, aber in Norwegen wird dieser Tag wirklich ganz anders gefeiert!

Wirklich jeder trägt sein Nationalgewand und der Tag startet mit Paraden in allen Städten und Kommunen.

Wir verbrachten diesen Tag in Bergen!

Es ist kaum zu beschreiben, aber man spürt von der ersten Sekunde an, wie stolz die Norwegen auf ihr Land und ihre Traditionen sind. Es ist ein Tag an dem alle gemeinsam feiern – egal wie alt man ist oder woher man kommt. Es ist Freude in allen Gesichtern zu sehen und egal mit wem man redet, jeder erklärt einem warum heute gefeiert wird und es werden Getränke und Essen offeriert. Ein sehr schöner Tag um auch als Tourist Norwegen zu besuchen.

Ich würde mir dies in Österreich auch wünschen, dass alle Menschen am Nationalfeiertag so einen Tag miteinander verbringen und einfach gemeinsam für etwas feiern.

Ab dem Nachmittag fließt dann der Alkohol in Strömen, der aber die Stimmung nur weiter anheizt! Den ganzen Tag über gibt es ein Unterhaltungsprogramm am Hauptplatz.

Konzerte, Fackelwanderungen, Ansprachen bis Mitternacht. Dann endet der Tag mit einem großen Feuerwerk.

Kollektivverträge und Betriebsräte in Norwegen

Neben meiner Gastgeber Gewerkschaft gibt noch die IndustriEnergie, welche sich um manuell arbeitende KollegInnen kümmert.

Da es ja mein großes Ziel war, auf eine Ölbohrplattform zu kommen – musste ich natürlich auch dort eine Anfrage stellen, wie die KollegInnen dort ihre Arbeit verrichten.

Aber natürlich auch wie andere Dinge funktionieren. Kollektivvertragsverhandlungen, Mitgliederwerbung etc!

Prompt bekam ich einen Termin bei Amlaie Hilde Tofte, die sich unverzüglich meiner annahm und sofort einiges in Bewegung brachte.

In kürzester Zeit saß ich bei Harald Hageland!

Er verhandelt unter anderem Kollektivverträge in der chemischen Industrie!

Nun wie funktioniert das jetzt in Norwegen?!

Grundsätzlich werden Kollektivverträge nur alle 2 Jahre im großen Rahmen verhandelt.

  • Dazwischen gibt es aber eine Runde, wo nur über Gehaltserhöhungen gesprochen wird

Kollektivverträge werden auf nationaler Ebene verhandelt, aber nur 1-2 Kronen mehr pro Arbeitsstunde.

  • Dann wird auf lokaler / Betriebsebene verhandelt von den einzelnen Betriebsräten. Dort gibt es dann je nach Verhandlungserfolg um die 10 Kronen mehr pro Arbeitsstunde.

Das ergibt dann auch 2 verschiedene Kollektivverträge. Einer für die Branche für Norwegen und ein eigener für jeden Betrieb.

Die Betriebsräte

In den Betrieben werden jährlich auf Versammlungen Sprecher / Betriebsräte gewählt, welche die ArbeiterInnen repräsentieren.

Diese Betriebsräte erarbeiten mit der Gewerkschaft ein Forderungsprogramm um dieses zu verhandeln. Dies geschieht bei Konferenzen wie bei uns.

Genau wie bei uns wird dann Tagelang mit den Arbeitgebern verhandelt.

Das besondere ich nur, dass vor einer Eskalation zu einem Mediationsverfahren kommen muss, welches von einer Behörde der Regierung geleitet wird. Erst wenn diese Mediation scheitert, gibt es Kampfmaßnahmen.

Prinzipiell wird die Sozialpartnerschaft hier noch hochgehalten und ist die beste Alternative um schnell Prozesse wie Lohnverhandlungen abzuwickeln.

Natürlich blicken Arbeitgeber auch nach Mittel  Süd und Osteuropa, wo Gewerkschaften geschwächt werden. Aber da das Land doch andere Voraussetzungen bietet (Öl Vorkommen, keine wirklichen Grenzen zu Billiglohnländer) wird hier nur geträumt und der Erfolgreiche Weg der Sozialpartner forgeführt.

Es ist hier auch „normal“ dass KollegInnen von Arbeitgeberverbänden zu Gewerkschaften wechseln.

Nun einige Fakten:

Löhne:

  • Arbeiter auf einer Öl Plattform (Service und Bau einer Plattform) 6180€ Brutto
  • Bergbau / Elektro / Steinindustrie 4050€
  • Schokoladenindustrie 3555€ Brutto
  • Gastronomie 2865€ Brutto

Es gibt also auch hier Unterschiede in den Branchen – aber nicht so extrem wie bei uns! Denn die Ölindustrie ist auch hier ein Ausreißer.

  • 37,5 Wochenstunden
  • 4 Wochen und 1 Tag Urlaub laut Gesetz, KVs erhöhen auf 5 Wochen
  • Arbeitszeit wird ausschließlich im KV geregelt. Außer besondere Schichtmodelle, können im Betrieb, aber NUR mit Zustimmung der Gewerkschaft, verhandelt werden.
  • Pensionsalter wurde auch 70 erhöht. Durchschnitt in Norwegen liegt derzeit bei 65. Es gibt viele Modell für Menschen die nicht mehr arbeiten können, um früher in Pension zu gehen.

Prinzipiell wird hier Arbeit oder die Unterschiede in den verschiedenen Branchen von der Gesellschaft anders wahrgenommen als bei uns. Zum Beispiel wird im Winter länger gearbeitet als im Sommer – aber hier geht im Dezember auch die Sonne erst um 09:00 auf und um 15 Uhr wieder unter. Und wer will da schon am Nachmittag im Park sitzen J Dafür ist es im Juni von 04:00 bis 22:30 hell! Das ist dann die Zeit wo auch die Norweger wieder strahlen!

Leider war es nicht möglich, in so kurzer Zeit auf eine Offshore Plattform zu kommen. Aber ich möchte mich trotzdem bei allen KollegInnen bedanken, die mir so viele Ideen, Informationen und vor allem Inspirationen zukommen haben lassen.

Der 22 July 2011… der traurigste Tag in Norwegen

Eine unserer Hauptfragen, zu der wir in unserem Praktikum eine Antwort finden sollten war: Was macht deine Gastgebergewerkschaft gegen Rechtsextremismus oder gegen rechte Parteien?

Die Antwort ist hier recht kurz und einfach, siehe unten – aber dafür gab es ein umso intensiveres Gespräch welche Folgen Nationalismus und Rechtsextremismus haben kann!

Denn traditionell mischen hier die Gewerkschaften sich nicht in das Tagesgeschäft der Parteien ein. Nur wenn es zu Themen kommt, die die Arbeitnehmerinnen besonders treffen, wird die Gewerkschaft aktiv! Deshalb sitzen auch Angestellte der Gewerkschaft in den Parteien, die arbeitnehmerfreundliche Politik betreiben. Das trifft hier sehr stark auf die Arbeiterpartei zu. Auch der Vorsitzende von Fellesforbundet, Jorn Eggum, sitzt im Vorstand dieser Partei und nimmt direkt Einfluss.

Aber auch viele Mitarbeiter sind in Vorfeldorganisationen eingebunden und machen direkt Politik in der Partei.

Aber auch in der Konservativen Partei „Hoyre“ in Norwegen gibt es einige Gewerkschafter.

Interessant sind auch Befragungen in der Gewerkschaft bei ihren Mitgliedern, wonach ca 50% der Mitglieder sich zur Arbeiterpartei zuordnen. Auf die anderen Parteien entfallen max 15%. In der Realität hat die Arbeiterpartei aber nur ca ein Drittel der Sitze im Parlament.

Es ist hier auch kein Geheimnis, dass die Gewerkschaft Parteien unterstützt welche sich für Arbeitnehmerrechte einsetzten. Diese erhalten vor Wahlen Geld von der Gewerkschaft. Momentan die Arbeiterpartei, Sozialisten und die Grünen. Kein Geld bekommen Kommunisten, christdemokratische Parteien und rechte Parteien.

Die rechte Partei „Fremskrittspartiet“ war in Norwegen war seit 2013 in der Politik. Doch diese verloren immer mehr Zustimmung, da sie den reichen Steuergeschenke gaben und die Mittleren und niedrigen Einkommen diese Geschenke zahlen mussten. Auch wurden Gewerkschaften in dieser Zeit attackiert und das kostete ebenfalls den Rechten einiges an Stimmen in der Wahl 2017, wo diese dann nicht mehr der Regierung angehörten.

Vegard und Sascha nach dem spannenden Gespräch

Aber sehr spannend wurde das Gespräch als Kollege Vegard mir erzählte, dass er einer der überlebenden vom 22 Juli 2011 in Utöya war. An diesem Tag verübte ein rechtsextremer Attentäter 2 Bombenanschläge in Oslo und fuhr dann auf die Insel, nahe Oslo, auf dem gerade ein Camp der sozialistischen Jugend mit 560 TeilnehmerInnen stattfand. An diesem Tag starben 69 von ihnen, als der Attentäter wahllos auf der Insel um sich schoss. 77 starben insgesamt, mit den Bombenanschlägen in Oslo.

Vegard verschanzte sich mit einigen in einem Haus, Und obwohl der Attentäter durch die verschlossene Tür schoss, traf er zumindest dort niemanden. Der Attentäter war mehr als eine Stunde auf der Insel, bis ihn Einsatzkräfte stoppen konnten.

Im Rückblick fand er es gut, dass dieses Ereignis nicht politisch ausgeschlachtet wurde. Aber andererseits findet er es schade, dass keine parallelen zu Leuten in den rechtsextremen Parteien gezogen wurden. Denn dort sitzen heute noch Menschen mit ähnlichem Gedankengut. Und wäre der Täter ein Muslim gewesen, dann hätten die rechten Parteien einen Feldzug gegen Muslime gestartet, der nicht zu erahnen gewesen wäre.

Aber auch die Aufarbeitung und die Unterstützung der gesamten Gewerkschaftsfamilie half vielen Überlebenden.

Auf die Frage ob Vegard die Verfilmung des Ereignisses sich schon angesehen hat meinte er scherzhaft „ich war ja eh dabei…“ Aber dass er von einer Kommerzialisierung eines solchen Ereignisses Abstand hält. „Wenn der Film zeigt, zu welchen Taten solche Menschen fähig sind und damit einige Menschen aufrüttelt, ist es ok“ sagte er.

Vegard und viele andere Jugendliche sind auch der Meinung, dass sie ihre Geschichte erzählen müssen, damit andere erfahren, was Menschen mit so einem Gedankengut in nur kurzer Zeit anrichten können. Ich denke es wäre eine gute Sache, wenn wir in Österreich einen Kollegen / eine Kollegin für ein Gespräch einladen würden.

Digitalisierungskongress 2019 in Berlin

Künstliche Intelligenz- wer steuert wen?

Ein Kongress der ver. di in Kooperation mit der Hans- Böckler Stiftung und Unterstützung des vom BMBF geförderten Projektes TransWork.

Themen waren: künstliche Intelligenz, Demokratie und gute Arbeit, Grundfragen der Ethik beim Einsatz von KI, Big- Data, Scoring, künstliche Intelligenz und die Welt von morgen, Ethische Digitalisierung für Arbeitswelt und Gesellschaft, Macht- Demokratie- welche Leitplanken brauchen wir?

Gute Arbeit und gutes Leben mit KI: welche konkreten Projekte gehen wir an wurde in Workshops erarbeitet.

Der Kongress war international besucht und ein sehr großer Erfolg. Danke, dass ich dabei sein durfte im Rahmen meines Europapraktikum.

Ein kleines Stück Österreich hier in Norwegen!

Das konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen und bat um einen Termin in der österreichischen Botschaft in Oslo.

Wilhmel M. Donko, der entsandte Botschafter, nahm sich einen Vormittag Zeit um mich zu empfangen.

Da ich noch nie zuvor mit Botschaftern und deren Arbeit zu tun hatte, war dies ein weiterer spannender Termin.

Wie in jeder Stadt befinden sich auch die Botschaft in Oslo im Botschafterviertel, wo sich die meisten der Vertretungen der Länder befinden.

Die Kolleginnen empfingen mich im Vorraum und begleiteten mich durch das mit Holz vertäfelte Haus in den ersten Stock, wo mich der Botschafter bereits erwartete.

Bei gutem Kaffee und einem noch besseren Stück Torte begann unser Gespräch.

Botschafter Donko war bereits in Moskau, Ankara, Seoul und Manila. Deshalb war das Gespräch auch sehr aufschlussreich, wie es in den unterschiedlichen Kontinenten wirtschaftlich und politisch zugeht.

In welche Bereiche gliedert sich die Botschaft?

Politik: Hier gibt es relativ wenig zu tun, denn die Beziehungen zwischen Österreich und Norwegen sind sehr gut.

Wirtschaft: Auch hier muss der Botschafter sehr wenig vermitteln. Auch wenn die Betriebe aus Österreich immer mehr in Norwegen tätig sind, hat die Mitgliedschaft Norwegens im EWR (Wirtschaftsraum) hier einiges erleichtert. Aber dennoch vermittelt die Botschaft in vielen Bereichen. Auch hat er mitbekommen, dass die Gewerkschaften in Norwegen immer kritischer dem EWR entgegenstehen. Denn diese befürchten Lohn und Sozialdumping aus dem Baltikum. Aber laut dem Botschafter wäre es fatal, wenn Norwegen diesen Schritt machen würde. Ein EU Beitritt ist aus seiner Sicht auch in weite ferne gerückt, da ca 70% der NorwegerInnen einen Beitritt ablehnen. Wie auch die Jahre 1972 und 1994 gezeigt haben, wo sich die Mehrheit gegen einem EU Beitritt ausgesprochen haben.

Konsulat: Hier übernimmt die Botschaft die Funktion einer Behörde für die ca 3300 ÖsterreicherInnen in Norwegen. Alle Amtswege, vom Reisepass, Not-Pass, Geburtsurkunde etc… können über die Botschaft abgewickelt werden. Aber auch wenn ein Österreicher eine Straftat begeht und im Gefängnis sitzt, vermittelt hier die Botschaft. Leider kommt es auch trotz Warnung der Botschaft oft zu tödlichen Freizeitunfällen in den Gletschern wie letztes Jahr. Hier wickelt auch die Botschaft alle Formalitäten ab.

Kultur: Auch um Österreichische Kultur in Norwegen bekannt zu machen oder zu unterstützen, hat die Botschaft ein Budget. 150 Jahre Staatsoper, wird zb hier in einem gemieteten Saal in der Oslo Oper, live übertragen. Aber auch Buchvorlesungen oder andere Künstlerische Aktivitäten werden von der Botschaft unterstützt. Eines der nächst größeren Projekte wird eine Ausstellung von Ludwig Wittgenstein, einem der bedeutendsten Philosophen des 20. Jahrhundert.

Zahlen Daten Fakten:

Das Investitionsvolumen von österreichischen Firmen stieg von 2016 / ca 600 Millionen bis zum Jahr 2018 auf ca 900 Millionen. Importprodukte sehr breit gefächert. Export aus Norwegen, Aluminium und Lachs. Vor allem Firmen wie die OMV investieren hier in Norwegen. Diese haben aber in Norwegen eine Steuerbelastung von 78%! Aber sie verdienen noch immer viel Geld im Norden laut Botschafter. Und auch die Investition in solch einem Land kann man langfristig planen! Auch der niedrige Strompreis, da Norwegen seine Energie vor allem aus eigener Wasserkraft schöpft, macht die Unternehmen trotz hoher Löhne und Sozialabgaben lukrativ.

Botschafter wechseln alle 4 Jahre das Land und haben dazwischen auch einige Jahre im Heimatland im Ministerium zu leisten. Sie sind ganz normale Beamte im Beamtenrecht in Österreich. Die Zielländer können selbst gewählt werden und werden dann nach Verfügbarkeit vergeben und müssen vom Ministerrat abgesegnet werden. Der Bundespräsident hat das letzte Wort und entsendet die Botschafter dann offiziell, da diese Österreich im Ausland repräsentieren.

Funfact zu Norwegen -> Ich konnte endlich in Erfahrung bringen, warum es so wenig Auswahl an Produkten in norwegischen Supermärkten gibt! Max zwei Milchsorten, nur eine Sorte Schlagobers, nur eine Sorte Reis und so weiter… Es gibt also fast nur Eigenmarken aus Norwegen oder sehr wenig Fremdmarken.

Grund: Es wird in Norwegen der Import für zb Käse versteigert. Der mit dem höchsten Zuschlag, darf im Jahr zb 300 Mio€ Käse importieren. Aber nur jener, der das Biet verfahren gewonnen hat! Und dann wird der Käse inkl Importkosten und inklusive der Kosten für die Versteigerung an den Endkunden weitergegeben.

Das ist auch der Grund warum Lidl hier nicht Fuß fassen konnte. Denn dieser wollte mit Eigenmarken antreten. Nur ist das auf lange Sicht teuer und Norweger kaufen lieber eigene Produkte, wenn diese Verfügbar sind.

Führt aber auch dazu, dass viele Menschen nach Schweden mit dem Auto fahren und an der Grenze zu Schweden riesige Shoppingtempel entstanden sind.

It’s all about Heroe’s

Meine letzte Woche bei den Unionen verbrachte ich wieder in der Zentrale in Stockholm. Nach wie vor bin ich von der Arbeitsweise schwer begeistert. Wenngleich kritische Stimmen wie „Wir handeln zu sehr wie eine Versicherung“ zwischendurch zu hören sind. Der Erfolg gibt dieser Gewerkschaft dennoch recht.

Weiterlesen