Nun bin ich seit einiger Zeit in Oslo stationiert. Doch die Industrie ist wie in vielen Ländern aus der Stadt gewandert. Deshalb war es unvermeidlich auch andere Regionen Norwegens zu besuchen.
Aber auch die Kultur und Sprache ändert sich natürlich in einem Land, dass 1800km lang ist.
Deshalb begab ich mich nach einer recht aufwendigen Organisation nach Bodo und Mo i Rana, nahe der Lofoten in Norwegen. Diese Region liegt über dem Polarkreis und hat einige Tücken zu bieten.
Mein Betreuer unterstützte mich dabei sehr tatkräftig, sowie Kollege Claus Moxnes Jervell, der für die Fischfang Branche zuständig ist und mich auf der Reise begleitete.
Um schnell in Norwegen voran zu kommen ist das Flugzeug die beste Methode. Norwegen hat ein dichtes Netz an sehr kleinen Regionalen Flughäfen. Dazwischen wird mit dem Zug gereist.
Deshalb war mein erster Stop in Bodo um mit der regionalen Gewerkschaft zu sprechen und auch die Natur des hohen Norden zu bestaunen. Das Naturspektakel „Saltstraumen“, dem stärksten Gezeitenstrom der Welt, musste ich vor Ort besichtigen.
Am nächsten Tag ging es mit einem der regionalen Flieger Richtung Mo i Rana, eine derzeit schnell wachsende Kleinstadt am Ende eines Fjords. Der Flug dauert ca 30 Minuten, bei freier Sitzplatzwahl. Der Flughafen liegt in einem Tal und deshalb geht er Flieger in einen kurzen Sturzflug bevor er sich auf der Landebahn stark einbremst…. Nicht für jedermann geeignet
Dort fand eine Tagung der Sekretäre aus dem Norden von Fellesforbundet statt.
Themen waren: Information / Social Media, Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz und ihre Folgen und Leiharbeit und eine aktuelle Kampagne von Fellesforbudnet dazu.
Zuvor wurden wir vom Bürgermeister der Stadt empfangen. Er hat viele Pläne für die Kleinstadt! Ein neuer Flughafen wird gerade ausgeschrieben und der Hafen soll vergrößert werden. Die Arbeitplätze werden durch einen Industriepark gesichert, der viele Branchen abbildet um auch bei Konjunkturproblemen in einzelnen Branchen eine große Arbeitslosigkeit verhindern soll! Sehr stark wie hier gearbeitet und geplant wird!
Denn zuvor war nur ein staatlich geführtes Stahlwerk in dem Ort. Doch das war nicht mehr rentabel und deshalb wurde nach und nach mit ausländischen Investoren der Industriepark aufgebaut. Die Firmen kooperieren auch sehr stark untereinander. Denn zb Abfälle bei der Produktion, werden an die Nachbarfirma günstig weiterverkauft, mit der diese wieder produzieren kann. Genau so wie dir Nutzung der Abwärme für Energie und so weiter.
Den Abend ließen die Kollegen in gewohnter Tradition bei einem gemeinsamen Essen und guten Gesprächen ausklingen.
Das besondere im Norden ist aber die Mitternachtssonne, die ab Mai alle Menschen wach hält. Das ist aber nur ein paar Tage lustig… denn dem Körper gefällt das leider nicht. Denn man wird fast nicht mehr müde. Im Winter ist dann das Gegenteil – dann scheint die Sonne gar nicht mehr, nur der Himmel wird ein paar Stunden etwas hell. Aber die Menschen haben sich daran gewöhnt und organisieren sich auch dem Wetter entsprechend.
Ein besonders spannender Einblick war auch die Arbeit von Lars Froysa bei Celsa. Er nahm sich einen halben Tag Zeit, um mir die Arbeit von „Betriebsräten“ in Norwegen zu erklären. Wir liefen die ganze Zeit von Abteilung zu Abteilung und sprachen mit den Arbeitern über ihren Job und welche Wünsche sie an die Gewerkschaft / Betriebsrat haben.
Traditionell herrscht hier eine sehr gut gepflegte Sozialpartnerschaft. Aber natürlich gibt es bei den jährlichen Lohnverhandlungen auch hier das Tauziehen um bessere Löhne. Denn auch hier wird niemandem etwas geschenkt.
Bevor es aber zu einem der seltenen Streiks kommt, gibt es hier die die Möglichkeit auf „Go Slow“
Dann wird nur noch 45% der Zeit gearbeitet, bei 45% der Bezahlung. Dies soll die Unternehmer zu einem schnellen Abschluss zwingen.
Eine Besonderheit fand ich ach heute heraus. Es gibt in Norwegen keine Überzahlung im Kollektivvertrag! jeder bekommt das, das im KV steht. Das ist fair und stärkt die Solidarität und den gemeinsamen Kampf um die KV Löhne, denn jeder profitiert davon! Es gibt nur Unterschiedliche Bezahlung je nach Ausbildung und Alter.
Man kann sich einiges mitnehmen wie die Kollegen hier arbeiten. Die Betriebsräte haben hier mehr Kompetenz und Verantwortung. Die Gewerkschaft hilft hier und da aus, aber versucht die Betriebsräte selbstständig arbeiten zu lassen. Es gibt von der Gewerkschaft das „Werkzeug“ um ordentlich arbeiten zu können und somit das beste für die Kolleginnen vor Ort herauszuholen. – Das wäre bei uns auch ab und zu nicht so schlecht!
Der schönste Satz war aber von Lars, als ich ihn fragte wie man mit so hohen Löhnen in Norwegen wettbewerbsfähig bleiben kann.
Wir haben sehr viele gut ausgebildete Facharbeiter die die Fabrik am laufen halten! Deshalb brauchen wir keine teuren Manager! Das macht uns so wettbewerbsfähig.
Zurück ging es mit dem Zug über die Berge Richtung Flughafen – von 0 m Seehöhe bis ca 700 m und Temperaturen von 0 bis 15 Grad. Sonne, Nebel, Schnee, Wiesen, Berge, Flüsse, Seen, Fjorde bis raus zum Meer und das in nur 3 Stunden. Das macht dieses Land so einzigartig.